Reform

Ferdinand, der Aufwand ist enorm,
wirkt seit Jahren an der Zeitreform.

Gestern hat er den Entwurf vollendet,
ihn frankiert, gestempelt und gesendet.

Jetzt muss ihn das Korlament* beschließen
und im Anschluss das Gesetz begießen.
 
 

Sicher könnte man noch etwas ändern,
und beraten auch mit andern Ländern.

Sicher könnte man noch diskutieren,
feilen, löchern, schleifen und verschmieren.

Sicher könnte man noch dran verbessern,
füllen, stopfen, streichen und verwässern.
 
 

Doch drei Stimmen sind schon abgegeben,
ausgezählt, es reicht so grade eben.

Das Gesetzblatt wird im All verbreitet,
und die Durchführung wird eingeleitet.

Mit der Zeit ist nichts mehr wie bisher,
wenn sie doch die gute alte wär ...
 
 

"Jeder hat die Zeit, die er verdient,"
sagt ein Zeitbeamter, und er grient.

"Jeder hat das Recht auf Eigenzeit."
Mancher Physiker liegt da im Streit.

"Deine Couch wirkt schon recht abgewetzt ..."
Mancher Psychiater blickt entsetzt.
 
 

Nichts beeindruckt davon den Verkehr,
der geht weiter immer hin und her.

Wie gewöhnlich steht man da im Stau,
liebt ihn, hasst ihn -- weiß es nicht genau --,

... läuft und schwimmt und fährt und schwebt und fliegt,
wie gewöhnlich glaubt man, dass man siegt.
 
 

Raum und Zeit, sie werden transformiert,
tiefgekühlt, gequantelt und rasiert.

Raum und Zeit, sie kommen in die Jahre,
schwarze Löcher, aber keine Haare.

Schwach, gekrümmt, gekämmt, gebürstet und gefalten.
Raum und Zeit sind abgrundtief gespalten.
 
 

Und die Bücher werden ausgetauscht,
alles scheint wie immer, nur: es rauscht.

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* Korlament = Kosmisches Parlament